Testmarktforschung in Concept Stores am Beispiel des Concept Store Vienna

von Christina GRÜNSTÄUDL (Herausgeber: Helmut Kammerzelt/Harald Wimmer)

Der Blog “Markt- und Mediaforschung” des Studiengangs Media- und Kommunikationsberatung der FH St. Pölten stellt in regelmäßigen Abständen Seminararbeiten zur Diskussion, die zu ausgewählten und spezifischen Themenbereichen der Markt- und Mediaforschung verfasst wurden.

Testmarktforschung in Concept Stores

1 Einleitung

Ein Anwendungsfeld von Testmärkten ist das Modell des Concept Store Vienna, der von Norbert Kraus (CEO der Team CU2 Kreativagentur) entwickelt wurde. Im Zentrum des Konzepts und der Strategie stehen hier die emotionale Markeninszenierung zur Förderung des Consumer-Brand-Bondings und der ereignisorientierten Produkterfahrung durch eine designte Themenwelt (vgl. Team CU2 Kreativagentur, 2020, o. S.).

Um näher auf den Concept Store in Wien eingehen zu können, ist es im Vorfeld allerdings notwendig zu klären: Was ist überhaupt ein Testmarkt? Wie unterscheiden sich die einzelnen Testmärkte und wie funktioniert die Methode des Testmarkts? Diese Fragen sollen im nächsten Kapitel beantwortet werden.

Ergänzend zur Literatur wurden persönliche sowie E-Mail Interviews mit den Mieter/inne/n des Concept Stores durchgeführt. Um die Anonymität der Interviewpartner/innen zu gewährleisten, werden diese auf den folgenden Seiten mit ‚Interviewpartner/in A’ und ‚Interviewpartner/in B’ bezeichnet.

2 Definition und Abgrenzung

Testmärkte zählen zu den wichtigsten Hilfsmitteln in der Marktforschung. Sie kommen zum Einsatz, wenn Prognosen zum Marketing-Mix erstellt werden sollen, oder die Durchsetzungsfähigkeit von Produkten am Markt getestet wird. Die eigentlichen Produkteigenschaften sind im Zuge der Testmarktuntersuchung jedoch nachrangig (vgl. Fantapié Altobelli 2011, S. 427). Testmärkte werden auch häufig im Zusammenhang mit Experimenten betrachtet, da sie sich im Aufbau sehr ähneln. Wie beim Experiment wird auch beim Testmarkt eine unabhängige Variable manipuliert. Die unabhängige Variable stellt im Fall des Testmarkts zB. ein neues Produkt, Verpackungsdesign, oder eine Änderung der Werbemaßnahmen dar. Im Anschluss wird die Veränderung der abhängigen Variable, wie zB. die Nachfrage nach dem Produkt, Akzeptanz im Handel oder die Präferenz der Konsument/inn/en beobachtet. (vgl. Kuß 2012, S. 174).

Aufgrund einer Vielzahl von Einflussfaktoren auf die Testsituation ist die valide und repräsentative Aussagekraft oft stark eingeschränkt (vgl. Raab; A. Unger; F. Unger, 2004, S. 415). Um diesen Einflussfaktoren entgegenzuwirken, wurden zahlreiche unterschiedliche Testmarktverfahren entwickelt. Diese werden in kontrollierte und unkontrollierte Testmärkte, sowie Testmarkt Ersatzverfahren unterteilt.

2.1 Der kontrollierte Testmarkt

Beim kontrollierten Testmarkt wird versucht, alle Umweltfaktoren im Umfeld der zu testenden Produkte systematisch zu kontrollieren. Somit können einige der vorher genannten Einflussfaktoren eingegrenzt bzw. sogar komplett ausgeschlossen werden (vgl. Raab; A. Unger; F. Unger, 2004, S. 416). Diese Art von Testmarkt wird häufig auch als Storetest bezeichnet und umfasst den probeweisen Verkauf von Produkten in ausgewählten Einzelhandelsgeschäften. Somit wird die Verkaufsfähigkeit von neuen oder geänderten Produkten überprüft und stellt einen wichtigen Teil der marktrealen Überprüfung dar. Der kontrollierte Testmarkt widmet sich der Beantwortung der Fragen zu Verkaufschancen des Produkts, der Wirkung von unterschiedlichen Verpackungsdesigns, alternativer Platzierungen im Store sowie der Wirkung von Konkurrenzprodukten und veränderten Preisen (vgl. Berekoven; Eckert; Ellenrieder 2006, S. 166).

Das Testmodell umfasst meist 20-30 Einzelhandelsgeschäfte (vgl. Fantapié Altobelli 2011, S. 428), jedoch ist die Struktur, welche der Grundgesamtheit entsprechen muss von größerer Bedeutung (vgl. Raab; A. Unger; F. Unger, 2004, S. 417). Diese bewusst ausgewählte Stichprobe kann durchaus ein repräsentatives Abbild der Grundgesamtheit darstellen. Problematisch ist diese Art der Stichprobe jedoch aus methodischer Sicht, da sich die Repräsentativität nur auf die bewusst beachteten Merkmale der Testgeschäfte bezieht (vgl. Raab; A. Unger; F. Unger, 2004, S. 417).

Das Testverfahren im kontrollierten Testmarkt erfordert eine 4-wöchige Vormessung sowie drei bis vier Monate Testphase. Da diese Art von Testmarkt einen starken experimentellen Charakter aufweist, kann eine Aufteilung in Matched-Samples – zur Auswahl von warengruppenspezifischen Test- und Kontrollgruppen – aufschlussreich sein (vgl. Berekoven; Eckert; Ellenrieder 2006, S. 166). Die dadurch entstehenden breiten Anwendungsmöglichkeiten bestehen jedoch nur bei strukturgleichen Test- und Kontrollgruppen (vgl. Fantapié Altobelli 2011, S. 430).

Die Vorteile des Storetests liegen in der raschen und kostengünstigen Durchführung. Außerdem erhält der/die Auftraggeber/in marktnahe Ergebnisse zur weiteren Verwertung. Nachteilig ist jedoch, dass die Daten auf Absatzzahlen basieren, nicht jedoch die dahinterliegenden Kaufentscheidungen der Konsument/inn/en, sowie deren soziodemographische und psychographische Daten berücksichtigt und erfasst werden (vgl. Berekoven; Eckert; Ellenrieder 2006, S. 167).

Eine weitere Form des kontrollierten Testmarkts stellt der Labor-Testmarkt dar, auch Testmarktsimulation genannt. Hier wird die Kaufsituation in einer simulierten Einkaufsstätte im Labor überprüft. In einem zweistufigen Prozess werden die Wahrnehmung eines Produkts, sowie das Kauf- und Wiederkaufverhalten getestet (vgl. Raab; A. Unger; F. Unger, 2004, S. 433). In der ersten Testphase wird eine zielgruppengerechte Stichprobe angeworben, die in einem Interview zu Markenbekanntheit, Markenverwendung und dem derzeitigen Einkaufsverhalten befragt werden. Somit können Informationen über den Markenkauf der jeweiligen Produktklasse gewonnen werden. Auch Werbemittel wie TV-Spots werden mittels Interview analysiert. Anschließend werden die Proband/inn/en in eine möglichst realitätsnahe Einkaufssituation versetzt. Im Teststudio werden nun verschiedene Marken – die im Interview genannt wurden – sowie das zu testende Produkt zum Kauf angeboten. Entscheidet sich die Testperson für eines der Konkurrenzprodukte, erhält sie das Testprodukt als Geschenk dazu. Im umgekehrten Fall wird die bisher bevorzugte Marke zusätzlich verschenkt. In der zweiten Phase probieren die Proband/inn/en die Produkte in einem zwei- bis vier-wöchigem ‚Home-Use’-Test (vgl. Kuß 2012, S. 175). Abschließend findet ein weiteres Interview statt, um zu erfragen, ob sich die Proband/inn/en erneut für ihre erstmals getroffene Produktwahl entscheiden würden (vgl. Raab; A. Unger; F. Unger, 2004, S. 434). Marktforscher/innen erhoffen sich dadurch Prognosen für den Produkterfolg am Markt treffen zu können.

Der Labor-Testmarkt dient vor allem dazu, die Nachteile der anderen Testmarktsituationen, wie den hohen Zeitaufwand und die hohen Kosten aufzuwiegen. Auch hat er den Vorteil, dass die Tests vor der Konkurrenz verborgen bleiben (vgl. Raab; A. Unger; F. Unger, 2004, S. 433). Jedoch stellt sich aufgrund der künstlichen Untersuchungssituation und im Vergleich zum Store-Test die Frage nach der externen Validität und die dadurch gering ausfallende Aussagekraft.

2.2 Der unkontrollierte Testmarkt

Der auch als regionale Markttest bezeichnete Testmarkt besitzt im Vergleich zum Store-Test feld-experimentellen Charakter. Diese Form bietet die am Stärksten auf der Realität basierenden Ergebnisse im Vergleich mit den anderen Testmöglichkeiten (vgl. Berekoven; Eckert; Ellenrieder 2006, S. 167).

Laut Definition ist der unkontrollierte Testmarkt ein Teilmarkt, der sich auf ein regional begrenztes Gebiet beschränkt, in dem ein Produkt probeweise verkauft wird. Aufgrund der daraus resultierenden Verkaufszahlen wird auf die Qualität des Marketing-Mix geschlossen. Besonders wichtig sind hierbei die Faktoren‚ „wer kauft wo, was, wann und wie oft“. Von diesen Ergebnissen abgeleitet folgt im Anschluss die Prognose über Verkaufschance des Produkts auf dem Gesamtmarkt (vgl. Raab; A. Unger; F. Unger, 2004, S. 415). Somit dient die Anwendung eines solchen Tests vor allem der Entscheidung, ob neue Produkte am Markt eingeführt werden sollen.

Bedingung für ein aussagekräftiges Ergebnis ist, dass der Testmarkt im Bezug auf den jeweiligen Gesamtmarkt repräsentativ ist. Dies umfasst sowohl Sozialstruktur, Kaufkraft, Handelsstruktur, als auch Mediensituation (vgl. Kuß 2012, S. 175). Des Weiteren ist eine Abgrenzung des Testmarkts zum gezielten Einsatz und zur Überprüfung der Marketinginstrumente von Vorteil (vgl. Fantapié Altobelli 2011, S. 428).

2.3 Testmarkt Ersatzverfahren

Zur Kategorie der Ersatzverfahren zählen der Minimarkttest, sowie die weiterentwickelte Form des elektronischen Minimarkttests.

Der Minimarkttest ist eine abgewandelte Variante des Storetests und integriert zusätzlich die Überprüfung durch ein Haushaltspanel. Die teilnehmenden Haushalte erhalten in diesem Verfahren eine Identifikationskarte, die beim Einkauf an der Scannerkasse eingelesen wird. Auch Werbung, wie Anzeigen des Testprodukts in Aktionsaussendungen, werden in diesem Test miteinbezogen (vgl. Berekoven; Eckert; Ellenrieder 2006, S. 168). Somit lassen sich für jeden Haushalt der Zeitpunkt und die Menge der gekauften Artikel zurückverfolgen.

Der elektronische Minimarkttest geht noch einen Schritt weiter. Hier werden nicht nur Print- sondern auch Fernseh- und Hörfunkwerbung und Verkaufsförderungsmaßnahmen in die Forschung miteinbezogen. Durch eine gezielte Aussendung der Testwerbung im regional begrenzten Testgebiet, lassen sich zudem Aussagen über Kaufverhalten, Mediennutzung und Soziodemographie und in weiterer Folge zu Erfolgschancen und Marktanteilsprognosen des Produkts treffen (vgl. Berekoven; Eckert; Ellenrieder 2006, S. 170). Berühmtester Vertreter dieser Testart ist der GfK-BehaviorScan in Haßloch.

Eine weitere Form stellen virtuelle Testmärkte dar. Diese werden hier jedoch nicht näher ausgeführt, da bei dieser Testart die natürliche Form des Marktes ausgeblendet wird und somit für die Betrachtung des Concept Stores nicht relevant sind.

Aufgrund dieser Abgrenzungen ist der Concept Store in Wien als eine Mischvariante zu bewerten und nicht exakt zuordenbar. Am Ähnlichsten ist er jedoch dem Konzept des Store-Tests sowie dem des regionalen Markttests.

3 Der Concept Store Vienna

Von denjenigen Unternehmen die den Concept Store für ihre Zwecke nutzen, wird dieser häufig als ‚Pop-Up Store’ bezeichnet. Dies hat sich besonders im Gespräch mit denselben gezeigt.

Diese Vertriebsart definiert sich wie folgt: Pop-Up Stores zählen zu Guerilla-Marketing und beschreiben ein Shop-Konzept, das es Unternehmen ermöglicht, ihre Produkte an unterschiedlichen Standorten für einen temporären Zeitraum zu vertreiben. Der Begriff leitet sich vom englischen „to pop up“ (= plötzlich auftauchen) ab. Kennzeichnend für einen Pop-Up Store sind zudem Überraschungseffekte und Mund-zu-Mund Propaganda als Bewerbung (vgl. Hurth/Krause 2010, S. 33f).

3.1 Die Idee des Concept Store

Dieses Konzept stellt eine Mischform aus Store-Test und unkontrolliertem Testmarkt dar. Häufig wurden die Funktion und der Nutzen dieses Store-Konzepts von eingemieteten Unternehmen als Test-Flagship-Store, Top-Promotion-Store, Marktforschungs-Store, Pop-Up-Store oder Landing-Store eingesetzt. Durch den günstigen Store-Standort auf der meist frequentierten Einkaufsmeile Wiens, der Mariahilfer Straße, konnten in der nur 45m2 großen Räumlichkeit (ausgestattet mit 33 überwiegend flexibel positionierbaren Full-HD-Screens) durchschnittlich 250.000 Kontakte pro Woche mit der Zielgruppe verzeichnet werden (vgl. Team CU2 Kreativagentur, 2020, o. S.).

Die Beweggründe der Unternehmen das Angebot des Concept Stores wahrzunehmen, reichen von der Entwicklung neuer Geschäftsfelder durch die Verknüpfung von Online- und Offlinewelt (vgl. Interviewpartner/in A, 2015), bis hin Wirkungsmessung von Produkten auf die Zielgruppe (vgl. Interviewpartner/in B, 2015). Auch der Aufbau von Kund/inn/enkontakten steht bei der Idee zur Einmietung in den Concept Store im Vordergrund (vgl. Interviewpartner/in B, 2015).

3.2 Planung und Organisation

Hinter der Planung und Durchführung eines Tests im Concept Store steht strategische Planung. Sie dient dazu, den operativen Rahmen zu bestimmen, das Budget einzuteilen, zur Kontrolle und Evaluierung der Leistung sowie zum Organisationsmanagement (vgl. Raab; A. Unger; F. Unger, 2004, S. 289). Teil dieser strategischen Analyse sind die Analyse von Produktlebenszyklen, Analysen zu Mitbewerber/inne/n und Marktentwicklungen, Erfolgs- und Einflussfaktoren sowie Umweltchancen und die Analyse von potenziellen Bedrohungen (vgl. Raab; A. Unger; F. Unger, 2004, S. 291-292).

Da viele unterschiedliche Unternehmen ihre Produkte und Geschäftsideen im Concept Store testen, kann nicht von einer einheitlichen Planungsdauer ausgegangen werden. Auch die Größe der Unternehmen und deren Absichten hinter der Testphase bestimmen den Planungs- und Organisationsprozess. Von der Sortimentsentwicklung bis hin zur tatsächlichen Umsetzung der Testphase vergeht meist mehr als ein Jahr (vgl. Interviewpartner/in A, 2015). Die Planung der eigentlichen Testphase erfolgt jedoch kurzfristiger. Hier liegt die Planungsdauer zwischen zwei Monaten und zwei Wochen (vgl. Interviewpartner/in A & Interviewpartner/in B, 2015). So unterschiedlich die Planungsdauer der Unternehmen ist, so unterscheiden sie sich auch stark in der Organisation der Testphase. Oft nutzen Unternehmen nur die Grundausstattung des Lokals sowie Teile der Einrichtung und Regale, aber bringen selbst ihr eigenes Kassasystem mit (vgl. Interviewpartner/in A, 2015). Andere nutzen das komplette Paket, welches von der Agentur zur Verfügung gestellt wird (vgl. Interviewpartner/in B, 2015). Dies umfasst diverse Betreuungsleistungen betreffend der An- und Ablieferung von Waren, als auch die Shopbetreuung und zusätzliche Unterstützung für Werbeaktivitäten (vgl. Concept Store Vienna 2015). Auch die Nutzung des agentureigenen Kassasystems und Verkaufsstatistiken sind möglich (vgl. Interviewpartner/in B, 2015).

3.3 Testmöglichkeiten im Concept Store

Neben den klassischen Tests wie Produktforschung, Werbeforschung, Konzepttest und Preisforschung lassen sich in der Theorie zahlreiche weitere Variablen mithilfe eines Testmarkts erforschen.

Im Falle des Concept Stores stehen hauptsächlich die Verkaufszahlen im Vordergrund. Erhoben werden die durchschnittliche Summe pro Verkaufsvorgang, welche Produkte wie oft verkauft werden und ob das gesetzte tägliche Umsatzziel eingehalten werden kann, um die Betriebskosten abzudecken (vgl. Interviewpartner/in A, 2015).

Neben den Verkaufszahlen kommt dem direkten Kund/inn/en-Feedback und die Reaktion derselben auf die Produktidee im Concept Store sowie die Einkaufsverhaltensbeobachtung einen hohen Stellenwert (vgl. Interviewpartner/in B, 2015).

Diese dient vor allem dazu, die Chancen eines neu entwickelten Produktes am Markt abzuschätzen. Dabei werden natürliche Reaktionen der Konsument/inn/en im realen Kaufakt erfasst. Durch die Forschung im natürlichen Umfeld sind die Beobachtungen deutlich aussagekräftiger, als das im Labor beobachtete Kaufverhalten. Dabei werden Käuferinnen und Käufer an einem vorher definierten Regalabschnitt beobachtet. Es wird aufgezeichnet, wie lange das Produkt betrachtet wird, ob der Einkauf spontan erfolgt, ob das Produkt am Schluss tatsächlich gekauft oder wieder zurückgelegt wird und wie ausführlich sich die Kund/inn/en mit dem Produkt beschäftigen (vgl. Berekoven; Eckert; Ellenrieder 2006, S. 152).

Auch sogenannte Kund/inn/enlaufstudien eignen sich zur Anwendung im Concept Store. Hierbei werden einzelne Kund/inn/en während ihres Aufenthalts im Store beobachtet. Somit lässt sich herausfinden, in welcher Reihenfolge welche Bereiche des Geschäfts aufgesucht werden und wie intensiv sich die Kundinnen und Kunden damit beschäftigen. Dies dient vor allem zur Verbesserung der Ladengestaltung sowie der ansprechenden Gestaltung von Waren in den Regalen und dient zusätzlich der Verkaufsförderung (vgl. Berekoven; Eckert; Ellenrieder 2006, S. 152).

Die Erforschung von Werbewirkung und die dadurch resultierende Verbesserung der Werbemaßnahmen, oder auch Preisforschung, werden – soweit sich in der Befragung herausgestellt hat – nicht durchgeführt.

3.4 Erfolgsmessung

Die Evaluierung der Testphase im Concept Store erfolgt von den jeweiligen Unternehmen selbst. Hier wird auf die zusätzliche Hilfe von Marktforschungsinstituten oder der vermietenden Agentur verzichtet. Tatsächlich gemessen werden lediglich die Verkaufszahlen über das Kassasystem, sowie die NeukundInnen-Gewinnung und zusätzliche Bestellvorgänge (vgl. Interviewpartner/in A & Interviewpartner/in B, 2015). Auch die bereits beschriebenen Methoden der Einkaufsverhaltensbeobachtung und Kund/inn/enlaufstudien finden in der Testphase Anwendung.

3.5 Kosten und Erwartungen an den Concept Store

Die Kosten eines solchen Projekts hängen stark von dessen Dauer und Produktart ab. Da das zu testende Produkt eigens entwickelt und für den Testmarkt produziert wird, ergeben sich meist hohe Kosten für das Unternehmen. Zusätzlich zu den Entwicklungskosten von Produkt und Werbemittel kommen die eigentlichen Kosten für den Testmarkt zum Tragen. Diese fallen – im Vergleich zu einer Testmarktsimulation, welche mit 35.000 bis 65.000 Euro für 8-12 Wochen Testdauer veranschlagt wird – relativ hoch aus (vgl. Fantapié Altobelli 2011, S. 429). Im Vergleich dazu müssen Unternehmen für eine dreiwöchige Testphase im Concept Store Wien circa 30.000 bis 50.000 Euro einkalkulieren (vgl. Interviewpartner/in A, 2015).

Aufgrund des hohen Preises sind die Erwartungen der Unternehmen an den Output des Concept Stores hoch. Diese betreffen vor allem die Beantwortung der Fragen: „Hat das Konzept funktioniert? Warum hat es funktioniert? Was müssen wir ändern? Rechnet es sich?“ (Interviewpartner/in A, 2015).

Da es sich bei den meisten Mieter/inne/n des Concept Stores jedoch um kleinere Start-Up Unternehmen handelt profitieren diese insbesondere von der dadurch entstehenden Bekanntheit und den Public Relations-Aktivitäten rund um ihr Unternehmen und ihre Marke. Somit lassen sich die Umsätze in die Höhe treiben und auch Stammkund/inn/en für weitere Geschäftstätigkeiten lukrieren (vgl. Interviewpartner/in B, 2015).

4 Resümee und Fazit

Von Dezember 2014 bis 2018 war der Concept Store Vienna auf der Mariahilferstraße 66 zu finden und erfüllte unter anderem die Testmarkt-Funktion für die Umsetzung von Marketing-Kampagnen mittels Marken-Branding (Full-Branding), digitaler Interaktionen, sowie einer exakt auf Marke und Produkt abgestimmten „Erlebnis-Themenwelt“. Außerdem diente der Concept Store Vienna der erlebnisbetonten Produkt-Vorstellung, der Vertrauensförderung in die Marke durch eine angeleitete Produkt-Erfahrung und leistete einen wichtigen Beitrag zur Steigerung des regionalen Produkt-Bewusstseins (Product-Awareness) von Produktinnovationen. Derzeit wird das innovative Store-Konzept unabhängig vom Standort in unterschiedlichen Räumlichkeiten realisiert, wie z.B.: die Designentwicklung und Umsetzung des „Smart-Home-Popup-Stores“ des Unternehmens Magenta im ehemaligen Dunk’n’Donut-Shop auf der Mariahilfer Straße 95 im Jahre 2019 (vgl. Team CU2 Kreativagentur, 2020, o. S.).

Die Testmarktforschung, sowie deren Messung, erfolgt von den Unternehmen selbstständig und über die aufgezeichneten Verkaufskosten sowie die Beobachtung von Konsumentinnen und Konsumenten im Kaufprozess. Auch direktes Kund/inn/en-Feedback spielt eine große Rolle im Prozess des Concept Stores.
Trotz hoher Kosten wurden die Erwartungen der Mieter/innen meist erfüllt bzw. sogar übertroffen.

Aufgrund der starken Ähnlichkeit des Concept Stores zum Aufbau eines unkontrollierten Testmarkts, bzw. dem des Storetests, kann nach Abschluss der Testphase nicht exakt festgestellt werden, auf welche Einflussfaktoren der Erfolg oder Misserfolg der Unternehmung zurückzuführen ist (vgl. Raab; A. Unger; F. Unger, 2004, S. 416).

Zudem kann behauptet werden, dass sich die Mariahilfer Straße aufgrund zahlreicher Touristenströme, sowie unterschiedlicher Handels- und Einkommensstrukturen nicht als repräsentative Testmarktregion eignet. Auch die Feldzeit von ein bis zu drei Wochen ist zu kurz angesetzt, um repräsentative Ergebnisse zu liefern.

Da der Concept Store über kein angeschlossenes Haushaltspanel verfügt, sind zusätzliche Maßnahmen zur Verbesserung der Marktforschung im Store empfehlenswert.

Hier eignet sich beispielsweise eine zeitgleiche oder nachgereihte Umfrage mittels Bluetooth Low Energy Technologie, auch Beacon bezeichnet. Sobald der Store von Konsument/inn/en betreten wird, erscheint die Freigabe der Umfrage am Display des Mobiltelefons. Somit können zusätzlich Rückschlüsse über die Gefälligkeit der Werbemittel, Warenpräsentation und Shopgestaltung sowie zum Verpackungsdesign gewonnen werden. Auch Umfragen zum Produktpreis sowie zum Produkt selbst können ergänzende Informationen liefern. Dies wäre eine zusätzliche Möglichkeit, um direktes Kund/inn/enfeedback zu generieren und um – gekoppelt mit den gemessenen Verkaufszahlen und Beobachtungen – ein valides Ergebnis zu erzielen.

5 Literaturverzeichnis

Berekoven, Ludwig; Eckert, Werner; Ellenrieder, Peter (2006): Marktforschung: Methodische Grundlagen und praktische Anwendung; 11., überarbeitete Auflage; Gabler Verlag

CO2 (2015): CO2 eröffnet den Concept Store Vienna, http://www.co2.eu/leistung/co2ncept-store.html, Stand 11.05.2015

Concept Store Vienna (2015): http://concept-store.eu/b2b/, Stand 06.06.2015

Fantapié Altobelli, Claudia (2011): Marktforschung: Methoden – Anwendungen – Praxisbeispiele; 2. Auflage; UKV Verlagsgesellschaft

Horizont Online (2014): CO2 eröffnet Concept Store, 02.12.2014, http://www.horizont.at/home/detail/co2-eroeffnet-concept-store-1.html, Stand 11.05.2015

Hurth, Joachim; Krause, Melanie (2010): Ortswechsel – Pop-Up-Stores als innovativer Betriebstyp: transfer Werbeforschung und Praxis

Kuß, Alfred (2012): Marktforschung: Grundlagen der Datenerhebung und Datenanalyse; 4., überarbeitete Auflage; Springer Gabler

Raab, Gerhard; Unger, Alexander; Unger, Fritz (2004): Methoden der Marketing-Forschung: Grundlagen und Praxisbeispiele; Gabler Verlag

Team CU2 Kreativagentur (2020): Concept Store Vienna, https://cu2.team/pop-up-stores-wie-sie-sein-sollten/, Stand 11.12.2020